Montag, 3. Februar 2020 - Seetag 

Das lange Erwartete, nun ist es da: die Überleitung zur Innenschau und zur Mystik. Bei meiner Literaturauswahl quasi selbstverständlich. Heute in der Nacht las ich Paulo Coehlo: Der Schutzengel. Am Tag: Hans Jonas: Ethik der Verantwortung und dazwischen den Bericht eines pensionierten Hamburger Schiffskapitäns, der auf den Spuren der Meuterer der Bounty in Pitcairn war, wo wir in Kürze anlegen werden. Anlegen – ja, anlegen, wenn das denn gehen würde. Schon das Tendern wird dort ein Problem werden. So wie auch vor diesem Artikel gewarnt werden muss. Er ist kein äußerlicher Bericht, kaum witzig und mir wichtig. Also Achtung: nur für Bildungsbürger. Weiterlesen...


Dienstag, 4. Februar 2020 - San Antonio 

Erstens kommt es anders, zweitens als man denkt. Im Pazifik gab’s eine Dünung. Das heißt irgendwo war ein Unwetter und über hunderte, oder tausende Kilometer kamen Wellen, die man im Wasser kaum wahrnimmt (außer, dass die Schwankung des Schiffs sehr groß ist), die sich aber, wenn sie auf Land treffen zu meterhohen Wellenbergen auftürmen. So geschehen in San Antonio. Daher keine Landung im Hafen, den ganzen Tag Durchsagen und Entschuldigungen des Kapitäns. Erst am nächsten Tag Landung in Valparaiso. Weiterlesen...

Mittwoch, 5. Februar: Valparaiso 

Der letzte Tag vor der halben Pazifiküberquerung von Festland Chiles zur Osterinsel. Noch einmal festen Boden unter den Füßen haben vor fünf Seetagen. M. hat Erinnerungen an Valparaiso, ich kaum. Die Stadt empfängt mich mit einem Sonnenaufgang über den nahegelegenen Bergen, die bunten Häuschen werden von der aufgehenden Sonne beleuchtet. Leider ist in der Stadt Alltagskrieg – alles ist verbarrikadiert, wie wenn geschossen würde. In der ganzen Stadt kein ATM = Bankomat, keine Bank, Angst und Armut. Was ist aus Chile geworden? Das Land der Träume, das Land der Familie Allende, der Revolution, der furchtbaren Diktatur Pinochets. Weiterlesen...

Freitag, 7. Februar 2020 - Seetag 2 zwischen Valparaiso und der Osterinsel

Die guten Vorsätze

Man sagt: „Mit guten Vorsätzen ist der Weg in die Höllen gepflastert!“ Man sagt das zumeist rund um Neujahr, wenn sich die Menschen etwas vornehmen: abnehmen, generell weniger essen, mehr Sport, oder eine andere Änderung ihrer Lebensgewohnheiten.

Ich nehme mir am Schiff vor entweder weniger zu essen oder weniger Alkohol zu trinken. Manches gelingt: ich trinke keinen Drinks, keine harten Getränke und kein Bier. Manches misslingt: ich nehme beim Essen Wasser und hoffe dabei zu bleiben. Wenn allerdings Wein angeboten wird, werde ich schwach. Weiterlesen...

 

Samstag, 8.Februar 2020 - Seetag 3 zwischen Valparaiso und der Osterinsel

Erfolge

Welche Erfolge kann es noch geben, wenn nur mehr der Genuss erlaubt ist? Wenn das Genießen zur Pflicht wird? Die Mitreisenden vergällen sich den Tag mit düsteren Zukunftsaussichten: derzeit ist es das Coronovirus aus Südostasien, das in Unkenntnis der Virologie gefürchtet wird. So als ob man schon in Quarantäne vor Japan läge, wie derzeit zwei andere Schiffe. Im Zukunftspessimismus werden Mitreisende zu Feinden, das Leben schwer, aber letzte Ängste lassen sich durch die konkreten Ängste übertönen – nehme ich an. Weiterlesen...


Sonntag, 9. Februar 2020 - Seetag 3 zwischen Valparaiso und der Osterinsel

Leicht ist‘s am Schiff nicht. Die Osterinseln werfen Schatten voraus. Auf meinem Laptop sehe ich einen Kalendereintrag, Bookings.com schickt mir eine Erinnerung, die Schiffsmannschaft verteilt zweiseitige Anweisungen mit Bild der Landestelle vor jede Kabine. Wie auch immer: mal sehen, ob die Wellen und Dünung nicht zu stark sind, um an Land zu kommen; mal sehen, wann wir an Land kommen; vor allem aber, dass die Stimmung gut ist. Moai habe ich schon gesehen, mir geht’s um das Erleben und nicht die Fotos, oder das Sehen. Weiterlesen...


10.-12. Februar 2020 - Osterinsel 

(Da zwei Tage – geringe Überlänge!)

Vor drei Jahren waren wir mit der Costa luminosa auf dieser besonderen Insel. Besonders ist sie durch ihre Lage, die unerklärlichen Statuten der Moais und die vielen Legenden, die sich um sie ranken. So wie damals hatten wir ein Quartier vorbestellt. Vor drei Jahren war das eine neugebaute Hütte, die unbewohnbar erschien. Diesmal ein etwas heruntergekommenes Hotel. Unsere Erinnerungen waren schön, noch besser, dass sie noch übertroffen wurden. Marguerite erinnerte sich an Vieles, mir kommt manches bekannt vor, vieles erscheint mir neu. Eine lustige Führerin hatten wir diesmal: Chantal eine chilenische Aussteigerin, das 5. von sechs Kindern. Sie war sehr beweglich, innerlich, wie äußerlich und witzig. Wenn sie mit Marguerite sprach, benutzte sie beide Hände für ihre Gesten und schaute im Auto nach hinten. Trotzdem wich sie den vielen Schlaglöchern auf den schlecht gebauten Straßen geschickt aus, wenn‘s möglich war. Weiterlesen...

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