Teneriffa - 14. Jänner 2020

Leben, reisen, beobachten und Tee trinken. Wenn die Träume nicht wären, die die selbstschützenden Hypothesen so grausam in Frage stellen. Man soll, so heißt’s auf Anerkennung verzichten lernen. Geht aber nicht, es widerspricht der Natur des Menschen. Jeder und Jede hier am Schiff erzählen von einstigen Heldentaten, oder wie sehr sie noch immer gebraucht werden. Wenn’s nicht stimmt, macht’s auch nichts. Der Wunschnach Anerkennung ist so stark, das Bedürfnis unabweisbar. Wir brauchen es wie Luft zum Atmen. Weiterlesen...


Mittwoch, 15. Jänner 2020 - Seetag

Das Schiff ist eine Ansammlung an Hässlichkeit. Wohin das Auge sich wendet – Hässlichkeit. Im eigenen Spiegel ist’s nicht besser. Da es ein schwimmendes Altersheim von zumindest Mittelschichtigen ist, versuchen fast alle die Erscheinungen des Alters zu mildern: Man sieht die Ergebnisse von Schönheitsoperationen (meist Italienerinnen), man sieht vorteilhafte Kleidungen und Schuhe (oft Französinnen) und Naturmodelle (vorwiegend Schweizerinnen), die trotz allem den Alterungsprozess der Haut und der Figur ertragen müssen. Männer machen zum Teil Fitness, Frauen Therapien. Doch ich bemerke, dass ich für den/die Leser*in keine Führung durch’s Schiff gemacht habe. Es mag sein, dass ich Leser*innen habe, die das große Schiff kennen lernen wollen – also kommen Sie mit. Weiterlesen...


Donnerstag, 16.Jänner 2020 - Ein Traum

Manchmal muss man scheinbar kontinuierliche Texte unterbrechen. Schon wegen der Spannung. Nicht, weil ich ein experimenteller Schriftsteller bin. Ich bin kein H.C. Artmann, kein A. Okopenko – das meiste was die schrieben, verstehe schwer. Eine E. Nöstlinger verstehe ich vielleicht noch, aber am einfachsten einen Max Perutz, oder einen Josef Roth, wenn’s denn Zwischenkriegszeit und Wien sein soll. Heute träumte mir ein Krimiausschnitt, der so wie schon meine Klinikträume deutlich zeigte, dass ich für den Müßiggang nicht, oder noch nicht bereit bin. Lesen Sie und urteilen Sie selbst. Weiterlesen...


Freitag, 17. Jänner 2020, Seetag

Die Träume formen den Tag, so sagt man. Zuerst lächelnd erwacht, aber leider war’s erst 04:35, jedenfalls auf Marguerites Handy. Also nochmals schlafen, aber ich hatte schon sechs Stunden geschlafen und mehr brauche ich nicht. So beginnt mancher Tag und manchmal ist es fröhlich und manchmal nicht. So war es heute. Weiterlesen...


Samstag, 18.1.2020 - Seetag 

Wunderbarer Shabbat! Ausschlafen bis 07:30, dann aufs Deck und ein etwas verspäteter Sonnenaufgang. Eigentlich keiner: Die Sonne war nur hinter einer zweizipfeligen Wolke versteckt, so dass ihre Strahlen hinauf und hinunter wiesen. Das kann man aber durchaus als Morgensonne bezeichnen. Danach habe ich mich 20 Minuten aufgewärmt, bin also am Deck 10 spazieren gegangen. Das Deck 10 kennen Sie ja noch nicht, liebe Leser*innen. Weiterlesen...


Sonntag, 19.1.2020 - Seetag

Sie glauben Sie wissen schon alles. Sie kennen das ganze Schiff, den 2. und 3. Stock, den 9. und 10. Den Rest, die Kabinenstockwerke glauben Sie sich vorstellen zu können. Einerseits kann ich nur sagen: weit gefehlt. Das kommt heute, damit Sie sich besser auskennen. Was – wie ich hoffe – meine kleinen Erzählungen spannend macht, sind doch die Menschen, die wir treffen. Davon soll nun mehr die Rede sein, schon, weil mein Vater Viki Baums Roman: Menschen im Hotel so liebte. Josef Roths Roman: Hotel Savoy wird mir auch kein anzustrebendes Ideal sein. Ich bleibe da lieber bei meinem Vater, der sich lediglich als Einäugiger unter Blinden bezeichnete. Weiterlesen...


Montag, 20.1.2020 - Barbados

Heute hätte meine Schwester Geburtstag gehabt. Sie starb vor 25 Jahren im Alter von 49. Der Geburtstag war ihr immer sehr wichtig, jedes Jahr, bis zuletzt. Meist war dann die Feier nicht die, die sie sich gewünscht hätte. Das Lied von Katharina Valente: „Papatschi schenk‘ mir ein Pferdchen – ein Pferdchen wär‘ mein Paradies. Papatschi solch ein Pferdchen wollt‘ ich nicht!“ beschreibt ihre Enttäuschungen sehr gut. Ich hingegen, der kleine, unwürdige und zu anpassungsfähige Bruder mit den ererbten, schlechten Fettwerten, war heute auf der Karibikinsel und hatte einen sehr glücklichen Tag. Schrecklicher Egoismus, oder einfach Lebenfreude. Weiterlesen...

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