Die nächste Änderung. Wir bleiben eine Nacht in Bora Bora. Sofort wollte ich einen Overwaterbungalow buchen. M. war verhalten. So viel Geld für eine Nacht. Erst in der Früh, kurz vorm Anlegen, besann sie sich. Wir hatten um viel mehr Geld Galapagos genossen und sie erinnerte sich an den Bungalow in Tahiti vor zwei Jahren. Also buchte sie telefonisch, mit dem Internet an Bord gelang eine Buchung nicht. Allerdings rief sie in Morea an, buchte und reservierte einen Bungalow. Allerdings waren wir nicht in Morea.
Ein netter Morgen. Anblicke der Inseln, an denen wir im Morgenlicht vorbeifahren (die Bilder werden auf der Webpage zu sehen sein). Zimmerfrühstück, das ich nach meinen Deckrunden hole: Lachs, Schwarzbrot, Tomate, roten Zwiebel (nur, falls es wer vergessen hätte). Zur Ausschiffung kommen wir pünktlich. (Man denke sich: am Vortrag als die Ausschiffungstickets ab acht Uhr vergeben wurden, saß Sepp schon um fünf Uhr am Platz, an dem die Mitarbeiter des Tourbüros ab ½ 8 den Stand im 10. Stock aufbauten. Kein Wunder, dass er die Nummer 101 hatte und wir die 111.) Am Strand angekommen, nehmen wir einen Bus zum Hotel Intercontinental Moana. Da steigen Sepp und Vreni zu, obwohl sie doch schon lange am Strand seien müssten. Sie gehen nicht schwimmen und machen Inselrundfahrten mit Fotostops. Die Art der Busse kennen wir aus Tonga: Ein LKW mit vor Ort erzeugtem hölzernem Aufbau mit Platz laut Anschlag für 41 Personen. Wir warten. Ich hole für M. eine frische Kokosnuss. Sie trinkt begeistert. Dann will sie das schmierige Fruchtfleisch noch essen. Allerdings will sie nicht aussteigen. Also hüpfe ich raus. Die Kokosnussverkäuferin schaut kurz weg, als sie die Nuss spaltet und rutscht mit ihrer Küchenhacke ab. Sie ist geschickt – nichts passiert. Da bin ich schlechter: als ich wieder in den Bus einsteige, bleibe ich mit der Spitze meiner Explorersandale hängen und falle auf eine Frau, die in der Reihe hinter uns sitzt. Angeblich habe ich ihr mit dem ausgeborgten Löffel in den Oberschenkel gestochen, M. entschuldigt sich mehrmals. Dann muss der Löffel natürlich zurückgegeben werden, anders würde M. das nicht zu lassen. Um den Löffel zurückzubringen, gehe ich nicht mehr. Genug ist genug. M. muss den Löffel zurückbringen, anders wäre das für sie unmöglich. Sepp und Vreni sitzen neben uns, angeregte Gespräche in Schweizerdeutsch, nur ohne mich. Weggefahren wird ohnehin erst, wenn 60 – 70 Personen im Bus sind, die jede*r 5 US$ zahlen. Im Der Hotel Moana kennt man weder Fred, Marguerites Rezeptionisten mit dem sie in der Früh sprach, noch gibt’s eine Reservierung. Es ist heiß. Die Rezeptionschefin, die M. als „er“ bezeichnet, also ein Sheman kommt, um zu helfen. Auf einem Zettel, auf dem sehr viel steht, hat M. auch die Telefonnummer, die sie gewählt hatte: Morea, das Hotel meiner Träume – über weißem Sandstrand sind Bungalows zerstreut, Brücken führen von einem Bungalow zum anderen, der Sand ist wie feinstes Schmirgelpapier – nur leider sind wir nicht dort, sondern in Bora Bora. Das Moana Hotel ist voll. Nebenan ist ein viel kleineres und schlechteres Hotel. „Ausgebucht“, ruft uns die Rezeptionistin entgegen, nachdem wir auf der staubigen Straße ein paar Schritte gegangen sind. Zurück. Ein Taxifahrer bringt gerade ins Moana ein Mutter – Tochter Paar: die erwachsene Tochter ist schwerstbehindert, Rollstuhl und alles. M. schnappt sich den Taxifahrer und wir fahren ins Interconti Materai. Offensichtlich ein ursprünglich anderes Hotel, das in den Konzern integriert wurde. Freundlich Aufnahme, wir bekommen den ersten Bungalow direkt am Meer, bezugsfertig ab 14 Uhr.
Erleichtert gehen wir Schnorcheln. Es sind vielfärbige Fische, die rund um die toten Korallen schwimmen, gleich nach einem mühsamen Einstieg über Korallenbruchstücke. Mein Favorit mit schwer merkbarem Namen hat eine schwarz-weiße Streifung und einen langen, weißen Fortsatz, wie ein Schwänzchen. Trotz Darwin glaube ich nicht, dass alles was vorkommt Funktion besitzt und einen Vermehrungsvorteil hat. Manches ist einfach schön, oder so nutzlos wie der Appendix.
Vreni und Sepp saßen im Bus, der wiederkommt. Sie waren zurückgefahren, einfach sitzengeblieben, als wir ausstiegen. M. entdeckt sie, als sie etwas erhitzt aussteigen und lädt sie ein auf der Terrasse unseres Bungalows im Schatten auszurasten. Sie sind sehr froh mit uns, gehen aber nicht ins Wasser. Sie sind Bergmenschen, Bauern. Wasser macht ihnen Angst. Wir gehen Mittagessen unter Palmen. Der Kellner ist von unserer Bestellung etwas überfordert: drei Matai Coktails, Sepp und ich teilen einen Chevre chaud und das Fischsteak, M. und Vreni die Cevicetrilogie und das Thunfischcurry mit Reis. Ab den Coctails, die sehenswert sind, hebt sich die Stimmung noch weiter. Sepp lädt ein, wir freuen uns. Alle vier legen sie unter den Schatten der Bäume. Es ist ein Geigenbaum. Sepp entdeckt die Wabe wilder Bienen und studiert die Astabgänge, wir schlafen einfach. Als ich erwache sind unsere Gäste gegangen, noch eine Inselrundfahrt wurde unternommen. Vreni muss auch zum Friseur, der ist am Schiff wirklich sehr teuer.
Wir gehen wieder Schnorcheln. Noch mehr uns unbekannte Fische schwimmen am Nachmittag. An den hölzernen Pfosten der Anlegestelle sind frische Korallen gewachsen, sie sind zwar noch klein, aber hellrosa und vielversprechend. In Bora Bora gibt’s erst seit 1962 Tourismus, die Insel könnte sich nach dem Ende des Tourismus, oder dem Aussterben der Menschheit wieder erholen.
Beim Abendessen treffen wir Einige der Crew des Schönheitssalons (Schneiders) am Schiff. Nur mein Trainer Devin, der das ersdte Mal so einen Job macht begrüßt mich. Die anderen sind durch die Anwesenheit eines PAX sichtlich genervt. Ein Foto zeigt die Abendstimmung der Jungen – sie schauen alle sechs aufs Handy. Von uns selbst kann ich auch nichts besseres berichten: Marguerite arbeitet und ich lese österreichische Zeitungen, aufatmend sehe ich, dass im Kurier und der Kronen Zeitung nichts Neues steht und verlege mich auf die Lokalnachrichten und die Chronik. Asimovs Erfindung der „Nachrichten“, die sich der Kunde nach seinen Interessen aussucht, wird mir nachvollziehbar. Dann schauen wir in den südlichen Nachthimmel: wir wollen uns auf die Strandliegen legen und in den Himmel schauen, aber die sind von einem kleinen Guss, der alle Stunden aus dem Himmel kommt, nass. Stehend sehen wir das Kreuz des Südens neben und vor der Milchstraße, die zwischen den Wolken hervorlugt. Der Himmel ist voller Sterne, die Nacht lau, Südsee wie man sie erträumt hat, als wir noch Marlon Brando als Fletcher Christian gesehen haben (Jetzt kommt‘s darauf an, dass Sie, sehr geehrte*r Leser*in noch wissen wer Fletcher Christian ist!)