Unsere Kinder
Die eigenen Kinder zu beschreiben, ist schwer. Deshalb beginne ich mit Aaron, der an meinem Schreiben den offensichtlichsten Anteil nimmt. Er ist heute 28, aber für mich wird er immer das Kind bleiben. Ein herziges, anstrengendes und bereicherndes. Eben ein Kind. Weiterlesen...
Ich war furchtbar jung, 25 Jahre alter Turnusarzt. Ich lernte Ingeborg, eine sechs Jahre ältere Frau kennen. Sie war schlank, schwarzhaarig sportlich und hatte strahlend blaue Augen. Wir beschlossen gemeinsam zur kinderärztlichen Fortbildung nach Obergurgl zu fahren. Ich war mit meinem orangen Renault R4 mit Armaturenbrettschaltung unterwegs, in dem man entweder heizen oder radiohören konnte (Der Heizschlauch mündete unter der Radiobefestigung im zwischen den Vordersitzen und machte bei Benutzung das Radio so heiß, dass es keinen Ton mehr von sich gab.) Ingeborg gab mir ihre irdene Teekanne und zwei Häferln mit – unsere erste Verbindlichkeit. Weiterlesen...
An einem regnerischen, kalten Herbsttag sitze ich mit meinem jüngsten Sohn Noah im Grünspan neben dem Ottakringer Friedhof. Er kommt gerade aus dem Dienst in der Notaufnahme des Spitals Ottakring in dem ich zwischen 1977 und 1980 arbeitete, als es noch Wilhelminenspital nach der Erzherzogin hieß. 2020 brachen republikanische Zeiten in der Stadt Wien aus und die Spitäler wurden nach dem Bezirk in dem sie liegen benannt und nicht mehr nach den Stifter*innen. Er erzählt von seinen Patient*innen des Tages, ist erschöpft und hat heute viel Neues erlebt. Ich setze meine Diagnoseprozesse und Behandlungsmethoden aus den achtziger Jahren seinen Erfahrungen gegenüber. Meine Erinnerungen hören sich wie aus der Steinzeit der Medizin an, obwohl wir damals das Gefühl hatten schon sehr viel zu können. Weiterlesen...
Es war der Sederabend, der erste Abend des Pessachfests. Alle Kinder waren bei uns zu Hause in der Meinonggasse in Graz. Meine Mama besuchte uns wegen des Fests. Wie wir mit sechs Kindern und der Mama in einer Vierzimmerwohnung gefeiert haben – ich weiß es nicht mehr. Die Kinder hatten gemeinsames Zimmer, Mama wohnte im Arbeitszimmer, wir schliefen in einem schmalen Bett. Im Wohnzimmer war die festliche Tafel gerichtet. Wie der jiddische Witz sagt: „Die Juden beklagen ihr schweres Schicksal, dann essen sie und lachen.“ Weiterlesen...
Aaron ist noch mehr als alle Kinder ein Geschenk. Marguerite und ich fuhren nach Japan. Wir nahmen am Weltkongress der World Association for Mental Health and Allied Professions (WAIPAD) teil. Wir hielten eine Präsentation. Zur Sicherheit – und damit eine neuerliche Schwangerschaft nur ein Jahr nach der Geburt Samuels hintangehalten wurde – nahmen wir den 11 monatigen Samuel mit. Zu spät, Aaron war bereits gezeugt. Weiterlesen...