Der Hintergrund der eigenen Mutter wird jedem Kind ein Rätsel bleiben. Manche Geschichten sind erinnerlich, manche wurden erzählt, vieles fehlt. DasFehlende wird mit Mörtel aus Annahmen verkleistert, die Tapeten kommen aus der Literatur, die in der Kindheit und Jugendzeit meiner Mama Sylvia Scheer, geb.: Blumenfeld spielt. Trotzdem: es ist meine Erinnerung und es lebt niemand mehr, der sie korrigieren könnte. Weiterlesen...
Also da war sie nun: angekommen im heiligen Land. Alles war anders: überall Wüste. Tel-Aviv – Frühlingshügel – reichte nicht einmal bis zu dem kleinen Gerinnsel Yarkon, den man im Nahen Osten Fluss nannte. Sie wohnte mit zwei Cousinen bei ihrem Onkel Isak am nördlichsten Rand der jungen Stadt. Es gab nichts was sie gewohnt war: keine Köchin, kein Stubenmädel, keine Privatschule, keine Urlaube, keinen Alltag und kein Geld. Dafür Zeit, Zeit, Zeit. Die Schule in die sie eingeschrieben wurde unterrichte in Ivrit. Sie kannte die moderne Sprache der Juden nicht. Dort wo sie wohnte war Deutsch die Alltagssprache. Weiterlesen...
Man glaubt sich mit seinem Herkommen gut auszukennen. Erst wenn man es niederschreibt, erkennt man, dass das keineswegs so ist. Von der Vaterseite kenne ich zumeist nur Anekdoten. Meine Eltern trennten sich als ich sechs Jahre alt war. Dann traf ich zwar meinen Vater die nächsten 20 Jahre wöchentlich, aber anfangs ging’s ums Tischtennisspielen, dann um Frauen und immer um das „richtige Leben“. Sein Hintergrund war das Theresianum aus dem er nach einem antisemitischen Vorfall geworfen wurde, die Monarchie und daher der „aufrechte Gang“ dem jeder Vorteil der mit Hilfe von Betrug, oder Täuschung erlangt werden könnte, zu opfern sei. Da waren Achilles, Patroklos und Anaes mehr gefragt, als die Erzählung über Kurts Großvater von dem ich zum Beispiel nichts weiß. Weiterlesen...